Im ersten Teil der Artikelserie zum Thema Glaubenssätze habe ich Dir gezeigt, was Glaubenssätze sind und wie sie entstehen. In diesem Teil soll es nun darum gehen, wie Du einen negativen Glaubenssatz verändern kannst. Denn: Du musst diese mentale Blockade nicht für den Rest Deines Lebens mit Dir herumtragen. Du kannst die Wirkung auflösen.
Die Begriffe limitierende, negative oder begrenzende Glaubenssätze, mentale Begrenzungen und mentale Blockaden verwende ich im Artikel synonym.
Inhaltsverzeichnis
Die vier Elemente einer erfolgreichen Glaubenssatzarbeit
Damit die Wirkung einer mentalen Begrenzung dauerhaft verändert werden kann, sind nach meiner Erfahrung als Coach vier Schritte notwendig:
- Den begrenzenden Glaubenssatz genau ausformulieren
- Den begrenzenden Glaubenssatz auflösen
- Den inneren Kompass erarbeiten
- Neue positive Erfahrungen machen
1. Schritt: Den begrenzenden Glaubenssatz genau ausformulieren
Voraussetzung für eine erfolgreiche Veränderungsarbeit ist nach meiner Erfahrung, dass der begrenzende Glaubenssatz vollständig ausformuliert wird. Das ist meist ein intensiver Prozess und oft schwierig für die Betroffenen, weil sie sich schrittweise der Angst nähern müssen, um die sie sonst einen großen Bogen machen.
Und hier liegt aus meiner Sicht schon das erste Missverständnis: Häufig liest man, dass ein Satz wie „Ich bin nicht gut genug.“ bereits die mentale Begrenzung darstellt. Das kann sein, aber nach meiner Erfahrung wird damit oft die Wirkung des Glaubenssatzes mit dem eigentlichen Glaubenssatz verwechselt.
Ein vollständig ausformulierter begrenzender Glaubenssatz besteht überwiegend aus zwei Teilen und stellt eine Wenn-Dann-Beziehung dar.
Der erste Teil des Satzes beschreibt dabei den Zwang: „das muss ich tun“ oder „das darf ich auf gar keinen Fall tun“ bzw. „so muss ich sein“ oder „so darf ich auf gar keinen Fall sein“.
Der zweite Teil des Satzes beschreibt die Angst, was dem Betroffenen aus seiner Sicht passiert, wenn er den ersten Teil des Satzes nicht erfüllen kann. Diese Angst wirkt meist unterbewusst. Im Alltag nehmen wir sie eher als diffuses Gefühl wahr. Diese Angst ist es aber, die einen Glaubenssatz so mächtig macht, die uns daran hindert, gut für uns zu sorgen. Deswegen ist es enorm wichtig, diesem Gefühl auf den Grund zu gehen, bevor die eigentliche Glaubenssatzauflösung beginnt.
Inhaltlich lassen sich die Ängste der meisten meiner Klient:innen in 4 Gruppen zusammenfassen, die einzeln oder in Kombination auftreten können:
1. Ich werde nicht mehr geliebt
2. Ich werde abgelehnt
3. Ich werde verlassen
4. Ich bin allein
Selten geht es um andere Ängste, wie zum Beispiel „ich werde bestraft“ oder ähnliches.
Ich gehe deswegen so intensiv auf diesen Angst-Teil ein, weil es wichtig ist zu verstehen, dass eine mentale Begrenzung uns deswegen so stark beeinträchtigt, weil sie eine Angst erzeugt, die absolut ist. „Ich bin allein“ meint dann nämlich nicht, mal für einige Zeit ohne andere Menschen zu sein. Nein, ein limitierender Glaubenssatz vermittelt uns das Gefühl, immer allein zu sein. Und deswegen tun wir dann zum Beispiel alles, um die Menschen, die gerade in unserem Leben sind, zu halten. Denn wenn wir diese verlieren, sagt die Angst, dass nie wieder jemand für uns da sein wird. Und das tun wir leider auch, wenn es sich dabei um toxische Beziehungen handelt.

Beispiele für vollständig ausformulierte begrenzende Glaubenssätze
Das war bis hier vielleicht noch etwas abstrakt, also machen wir es konkret. Wie lauten typische begrenzende Glaubenssätze?
„Ich muss immer die Erwartungen von anderen erfüllen, sonst werde ich verlassen und bin allein.“
„Ich darf nicht enttäuschen, sonst werde ich nicht geliebt und verlassen.“
„Wenn ich nicht gut genug bin, werde ich abgelehnt und bin einsam.“
In sehr seltenen Fällen besteht ein begrenzender Glaubenssatz nicht aus der soeben beschriebenen Wenn-Dann-Beziehung. Er stellt dann meist eine extrem negative Aussage über den eigenen Wert dar, z. B.:
„Ich habe es nicht verdient glücklich zu sein.“
„Ich bin es nicht wert geliebt zu werden.“
Als Coach achte ich in diesem Schritt immer sehr genau darauf, meine Klient:innen bei der Formulierung behutsam zu unterstützen, sie aber auf keinen Fall dabei zu beeinflussen.
Ist der limitierende Glaubenssatz schließlich ausformuliert, sollte man abschließend nochmals 3 Dinge hinterfragen:
- Hast Du den Eindruck, dass die Formulierung komplett für Dich stimmt?
- Fühlt sich der formulierte Glaubenssatz wahr für Dich an?
- Liegt die gefühlte Angst auf einer Skala von 1 bis 10 mindestens bei 8?
Konnten alle 3 Fragen mit Ja beantwortet werden, kann man die Arbeit mit Schritt 2 – den Glaubenssatz auflösen – fortsetzen. Wenn nicht, sollte die Formulierung so lange angepasst werden, bis sie dieser Überprüfung standhält.
Sind mehrere begrenzende Glaubenssätze vorhanden, besteht der letzte Punkt dieses Prozessschrittes darin, den begrenzenden Glaubenssatz mit der größten negativen Wirkung zu identifizieren. In den meisten Fällen ist es ausreichend, allein diesen Glaubenssatz aufzulösen. Glaubensätze bilden meist sogenannte Glaubenssatz-Systeme. Löst man die Wirkung des Glaubenssatzes mit der größten Wirkung auf, löst sich anschließend meist die Wirkung des gesamten Systems auf.
2. Schritt: Den begrenzenden Glaubenssatz auflösen
In diesem Schritt erfolgt nun die Auflösung der Wirkung des begrenzenden Glaubenssatzes.
Wie Du schon weißt, suggeriert Dir ein Glaubenssatz, dass seine Aussage ausnahmslos immer gilt. Lautet also der begrenzende Glaubenssatz „Ich muss immer die Erwartungen von anderen erfüllen, sonst werde ich verlassen und bin allein“, so glaubt die Person, dass sie immer verlassen wird, sobald sie es nicht schafft, die Erwartungen ihres Gegenübers zu erfüllen.
Wenn wir also von der Auflösung eines Glaubenssatzes sprechen, geht es daher um die Auflösung dieses absoluten Zusammenhangs und nicht um eine inhaltliche Auflösung des Glaubenssatzes.
Die Wirkung des Glaubenssatzes wird dabei von „Ich werde in jedem Fall von anderen verlassen, wenn ich es nicht schaffe, deren Erwartungen zu erfüllen“ verändert in „Es kann sein, dass ich von anderen verlassen werde, wenn ich es nicht schaffe, deren Erwartungen zu erfüllen. Aber das muss nicht so sein.“
Würde man versuchen den limitierenden Glaubenssatz inhaltlich aufzulösen, so würde ein unrealistisches Weltbild entstehen, das keiner Überprüfung standhält. Die Betroffenen würden deshalb die Auflösung innerlich ablehnen und weiter an der Begrenzung festhalten.
Zeit für Reflexion und Alltagsbeobachtungen nach der Auflösung
Nach der Glaubenssatzauflösung sollte das Coaching erst einmal für einige Zeit pausieren, um im Alltag die Möglichkeit herausfinden zu können, ob die Auflösung wirklich erfolgreich war.
Die meisten meiner Klient:innen erwarten danach eine schlagartige Änderung ihres Lebens. In manchen Fällen ist das tatsächlich auch so. Häufiger entfaltet sich die Wirkung aber erst nach einiger Zeit in ihnen. Sie ist auch nicht gleich von außen für andere sichtbar.
Die meisten Menschen bemerken die Wirkung meist dadurch, dass sich in ihnen ein neues inneres Gefühl einstellt. Meine Klient:innen berichten oft von einem Gefühl von Freiheit und Leichtigkeit, das sich langsam in ihnen ausbreitet. Ein innerer Druck, der vorher zu spüren war, wird langsam weniger. Auch Grenzen im Denken verschieben sich und sie erlauben sich auch hier mehr Freiheit, anstatt den bisher vorhandenen Denkverboten nachzugeben.
Die innere Veränderung wird sichtbar
Im weiteren Verlauf wird die Veränderung auch nach außen sichtbar. Denn nun erlauben sich die Menschen, auch Dinge zu sagen oder zu tun, die sie vorher nicht getan oder gesagt hätten. Dadurch merkt auch ihr Umfeld, dass sich etwas in ihnen verändert hat. Das kann anfangs zu Irritationen führen, wird aber nach einiger Zeit meist positiv aufgenommen.
Ist die Reaktion auf das veränderte Verhalten aus dem Umfeld negativ, sollte hinterfragt werden, ob es sich dabei vielleicht um toxische Beziehungen handelt, die eigentlich nicht guttun. Es ist nicht selten, dass meine Klient:innen nach einer Glaubenssatzauflösung einige Beziehungen in ihrem Leben beenden, an denen sie vorher noch festgehalten hatten.
Glaubenssatzauflösung kann eine Lücke entstehen lassen
Meist melden mir meine Klient:innen eine deutliche innere Veränderung innerhalb von ein bis zwei Wochen nach der Glaubenssatzauflösung zurück. Wenn sich innerhalb dieser Zeit das Denken und Handeln im Alltag verändert, haben sie es geschafft! Die Glaubenssatzauflösung war erfolgreich und kann als abgeschlossen betrachtet werden.
Es gibt aber auch Menschen, bei denen sich nach der Glaubenssatzauflösung ein Gefühl von innerer Leere einstellt, welches auch nach einiger Zeit nicht wieder von allein verschwindet. Diese Leere erzeugt bei ihnen häufig ein Gefühl von Angst. Dies ist zwar meist nicht sehr stark, aber sie fühlen sich unwohl in ihrer Haut.
Tritt dieser Effekt nach der Glaubenssatzauflösung ein, ist noch ein weiterer Schritt innerhalb der Glaubenssatzarbeit notwendig. Denn durch die Auflösung ist dann eine innere Lücke an dem Platz entstanden, den der begrenzende Glaubenssatz bislang eingenommen hatte.
Bei den meisten Menschen füllt sich diese Lücke unbewusst, indem sie neue, positive Erfahrungen machen. Funktioniert das nicht, so stellt sich ein Gefühl von innerer Leere ein. In diesem Fall ist es notwendig, einen fördernden Glaubenssatz zu kreieren. Dabei ist es wichtig, dass sich dieser neue Glaubenssatz für den Menschen wahr anfühlt! Er wird dann anstelle des bereits aufgelösten begrenzenden Glaubenssatzes integriert. Ein fördernder Glaubenssatz kann zum Beispiel lauten: „Ich bin gut so wie ich bin und habe ein glückliches Leben verdient.“
Die „Lücke“ wird damit geschlossen und das Gefühl von Leere verschwindet. Nach meiner Erfahrung ist dieser Schritt aber nur selten wirklich notwendig.

3. Den inneren Kompass erarbeiten
Mit einer mentalen Begrenzung im Gepäck sehen wir uns überwiegend mit den Augen von anderen. Deren Meinung ist dann immer mehr wert, schon allein, weil wir uns selbst keinen Wert beimessen. Deshalb sind unsere eigenen Sichtweisen, Wünsche und Bedürfnisse dann natürlich auch weniger oder gar nichts wert.
Oder wir wünschen uns gemocht oder geliebt zu werden und tun deshalb alles, was dazu beiträgt, dass andere uns mögen oder lieben. Auch hier spielen dann unsere eigenen Vorstellungen von einem guten Leben kaum eine Rolle.
In der Folge haben Menschen, die mentale Blockaden mit sich herumtragen, kaum eigene Ideen für sich und ihr Leben. Es ist ja aus oben genannten Gründen ohnehin nicht notwendig. Schlimm ist dabei: den meisten dieser Menschen fällt das nicht einmal auf. Vor allem Personen in Führungspositionen spüren das kaum, denn sie folgen ja immer irgendwelchen Zielen, zum Beispiel denen des CEO oder der Investoren. Nur haben diese Ziele eben nichts mit den eigenen Wünschen und Bedürfnissen zu tun.
Damit sich ein Mensch aber als selbstbestimmt und innerlich auf Augenhöhe mit anderen Menschen erleben kann, muss er eigene Vorstellungen von sich und für sein Leben haben.
Nur wenn wir eigene Vorstellungen von uns und einem guten Leben haben, können wir uns positionieren und uns selbst vertreten. Und wir können die Dinge in unser Leben bringen, die uns wirklich glücklich und zufrieden machen.
Deswegen erarbeite ich nach der Glaubenssatzauflösung mit meinen Klient:innen einen inneren Kompass. In 2 bis 3 Coaching-Sitzungen finden wir gemeinsam die Antworten auf Fragen wie:
„Was ist mir wirklich wichtig im Leben?“,
„Was brauche ich gerade als Mensch?“ und
„Was möchte ich in meinem Leben für mich verwirklichen?“
Mit diesen Antworten erreichen meine Klient:innen oft eine ganz neue Klarheit. Sie ermöglicht es ihnen, ihre eigenen Wünsche zu benennen und diese dann auch zu verwirklichen – und nicht mehr nur die von anderen. So können sie ein Leben gestalten, das sie wirklich zufrieden und glücklich macht.
4. Neue positive Erfahrungen machen
Ausgerüstet mit dem inneren Kompass und der spürbaren Veränderung im Denken und Handeln, ist die Bahn frei für den letzten wichtigen Schritt einer erfolgreichen Glaubenssatzarbeit: neue positive Erfahrungen machen.
Durch diese Erfahrungen erleben meine Klient:innen ganz direkt, dass sich wirklich etwas verändert hat. Sie nehmen bewusst war, dass ihnen nichts Schlimmes passiert, wenn sie für sich einstehen und dass sie nicht ausgegrenzt oder verlassen werden, sobald sie einmal Grenzen setzen.
Falls sich diese positiven Erfahrungen nicht einstellen, liegt das häufig daran, dass diese Personen noch unsicher sind und sich nicht trauen, ihrem neuen Gefühl zu folgen. Klar, das ist natürlich am Anfang nicht so einfach. Jahrelange Muster legen sich nicht innerhalb von wenigen Tagen ab. Es ist vollkommen normal, alten Gewohnheiten erst einmal weiter folgen zu wollen.
Wichtig ist, sich dessen bewusst zu werden und sich gut zu beobachten in dieser Zeit. Mit etwas Mut und Neugier schaffen diese Menschen es immer besser, Dinge anders zu machen als bisher. Sie sprechen zum Beispiel etwas aus, wo sie bisher immer geschwiegen haben. Oder tun etwas, was sie sich bisher nicht erlaubt haben.
Damit verschieben sich nach und nach die inneren Grenzen und der eigene Spielraum wird größer. Und mit der Zeit wird dieses neue Verhalten immer gewohnter und normaler. Auf diese Weise wird das alte begrenzende Muster durch ein neues positives Muster ersetzt.
Ich hoffe, ich konnte Dich mit diesem Artikel dazu ermutigen, Dich Deinen inneren Blockaden zu stellen. Ja, es kostet Kraft und Zeit, diese loszuwerden. Aber es lohnt sich!
Wenn ich Dir dabei helfen kann, melde Dich gern bei mir.
Lass es Dir gutgehen.
Dein Michael
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